eventbericht gentlemen's night 2012

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“Wine & Sound all around” – das war das Motto der Gentlemen’s Night 2012 im renommierten Modehaus Seiler in Brig. High Class Fashion, High End Sound-Kostproben und High Quality Wine – ein unvergesslicher Event, der seinesgleichen sucht.

Doch zurück zum Anfang: Vor einigen Jahren standen die Musikliebhaber Romeo Volken, Dani Seiler und Peter Hosennen vor der Anschaffung eines neuen High End Plattenspielers. Doch die umfangreiche Produktpalette an analogen Laufwerken konnte sie nicht überzeugen. Oft haderte es an kleinen Details: Unzulänglichkeiten, die sie bei den stattlichen Preisen solcher Geräte nicht hinnehmen wollten. So entstand die Idee, selber einen Plattenspieler zu bauen. Natürlich mit High End Anspruch. Einige Jahre und zig intensive Arbeitsstunden später hatten die drei es tatsächlich vollbracht: Ihr eigener im Oberwallis gebauter High End Plattenspieler spielte zum ersten Mal Musik und klang laut eigenem Bekunden hervorragend.

Ein Produkt von Gentlemen für Gentlemen. Diese Preziose verdiente eine besondere Taufe: Die Idee der Gentlemen's Night 2012 im Modehaus Seiler in Brig war geboren: Ein Abend mit High Class Fashion, High End Sound-Kostproben und High Quality Wine. Weit über 45 geladene Gäste – inklusive lokaler Politprominenz – sind schliesslich der Einladung gefolgt und fanden sich am Abend des 11. Oktober im Seiler Mode in Brig ein. Jedem Besucher stach sofort die High End Stereoanlage von Ayon Audio sowie die mit viel Liebe zum Detail hergerichtete Dekoration und Beleuchtung ins Auge.

Dani begrüsste die Gäste mit einer lockeren Rede und der einen oder anderen interessanten Anekdote. Meine Wenigkeit war als Special Guest anwesend. Nach seiner Rede begrüsste mich Dani, stellte mich den Gästen vor und bekundete seine Freude darüber, dass ich die Vorführung moderieren und durch den Abend führen werde. So wandte ich mich ebenfalls mit ein paar Worten ans Publikum. Danach wurde mir die grosse Ehre zuteil, den brandneuen Plattenspieler “Kinetic VS 1.0″ zu enthüllen. Das Publikum applaudierte und bekam dieses Laufwerk erstmals zu Gesicht. Auch ich sah den Plattenspieler in jenem Moment zum ersten Mal. Gespannt darüber, was Dani gleich für eine LP auflegen würde, suchte ich mir einen idealen Hörplatz im Publikum.

Gespannte Stille und sogleich ging es los: "Mediterranean Sundance" von der Live-Aufnahme "Friday Night At San Francisco" - fantastische Gitarrenklänge der Gitarren-Virtuosen Al di Meola, Paco de Lucia und John McLaughlin. Was für ein Einstand: Jeder Gast war augenblicklich voll und ganz eingenommen von dieser traumhaft audiophilen Darbietung der Live-Aufnahme von 1981.

Nach etwas mehr als 11 Minuten ging das Stück zu Ende und ich war schlichtweg sprachlos und dennoch war es als Moderator der Vorführung meine Aufgabe, ein Statement abzugeben, was ich dann auch tat: "Geschätzte Gäste, ich hatte schon einiges erwartet, aber diese Darbietung übertraff all meine Erwartungen." Es folgte ein tosender Applaus! So wandte ich mich erneut ans Publikum: "Es ist mir immer eine Freude, wenn ich Leute treffe, die gute Musik hinterfragen, sich mit ihr auseinandersetzen und sie vor allem ganz bewusst geniessen und nicht nur konsumieren - wie das heutzutage allzu oft der Fall ist. Es ist auch schön, dass eine Vorführung einer High End Stereoanlage in einer solch stillvollen Ambience stattfinden kann. Denn das Zusammenspiel von Musik, Mode und Wein erscheint mir als überaus spannend: All das hat mit Kreativität und Genuss zu tun."

Nach diesen Worten kam ich auf den Plattenspieler zu sprechen. Ein guter Plattenspieler ist das Mass der Dinge in Sachen Klang. Auch modernste High End CD-Player sowie auch die seit kurzer Zeit auf dem Markt befindlichen High End Musikserver erreichen nicht das Klangvermögen eines guten und ausgewogenen Plattenspielers. An diversen Fachmessen hatte ich bereits viele Plattenspieler sehen und hören dürfen, dass aber hier im Oberwallis so ein Projekt angegangen wird, hat mich dann doch sehr überrascht. Und ich kam nicht umhin zuzugeben, dass ich meine Zweifel hatte, ob sich die beteiligten Entwickler wirklich im Klaren darüber waren, welch ambitioniertes Projekt sie da in Angriff genommen haben. Denn ein High End Plattenspieler zu entwickeln und zu bauen ist überaus anspruchsvoll.

Romeo war sowohl für die Materialwahl als auch für die Mechanik zuständig. Auf meine Frage, warum sie auf die Idee kamen, einen eigenen Plattenspieler zu bauen, entgegnete er mir, dass die auf dem Markt erhältlichen Geräte oft in sehr elementaren Punkten, wie z.B. Lager und Antrieb nicht gänzlich überzeugen konnten. So entstand letztlich die Idee, selber einen High End Plattenspieler zu bauen. Für Plattenteller, Motorgehäuse und Tonarm-Basis entschied man sich materialmässig für Aluminum, da dies einerseits ein gut zu verarbeitendes Material ist und andererseits zusammen mit der Basisplatte aus Holz gute Resonanzeigenschaften hat. Der Plattenteller wiegt fast 15 kg und sitzt auf einem Bronzelager. In der Plattentellerachse ist eine Kugel aus Bornitrid - nach Diamant das zweithärteste Material - eingelassen.

Dani hatte inzwischen die zweite LP mit dem Stück "Wish you were here" von Pink Floyd aufgelegt. Eine französische Erstpressung von 1975. Auch dieses Rock-Werk wusste zu überzeugen. Die natürliche und unangestrengte Wiedergabe zeigten, wie gut insbesondere das Lager des Plattenspielers gelungen ist: Gemäss Aussage von Dani dreht sich der Plattenteller bei einem kurzen Anschub von Hand fast 10 Minuten bis er langsam zum Stillstand kommt! Ein weiterer Garant für den guten Klang ist natürlich der Motor, für dessen Programmierung und Kalibrierung Peter Hosennen verantwortlich war. Wie Peter ausführlich erklärte, hat man auf einen Präzisionsmotor von Faulhaber gesetzt. Dieser wird analog angesteuert, wodurch ein seidenweicher Lauf erreicht werden kann.

Nach den technischen Exkursionen durfte sich das interessierte Publikum an der ruhigen Aufnahme "My Heart" vom Daniel Woodtli Trio erfreuen. Diese LP wurde im Auditorium des Paul Klee Zentrums in Bern mit nur einem Stereo-Mikrofon und einer anlogen Studer-Tonbandmaschine aus der Zeit, als sich James Bond noch von Ursula Andress den Kopf verdrehen lies, aufgenommen. Nach dem rasanten Start mit "Mediterranean Sundance" und "Wish you were here" war dies eine willkommene und ruhige Abwechslung. Der Plattenspieler konnte hier seine Feinfühligkeit demonstrieren: Der exzellent ruhige Antrieb und das hervorragende Lager sorgte bei diesem gemächlichen Werk für eine erstaunlich tiefschwarze Bühnenabbildung.

Ich kam indes aufs Design zu sprechen. Für diesen Part war Dani verantwortlich und er gab einen kleinen EInblick zu den erwogenen Designideen. Prinzipiell war es das Ziel, ein möglichst funktionelles aber auch stilvolles Design zu erreichen. Verschiedene Stilelemente wurden an diversen Stellen einheitlich verfolgt: So findet sich z.B. die Grundform der auf der Holzplatte aufliegenden Fuss-Abschlüsse sowohl im verschraubbaren Platten-Puck wie auch bei den Schaltern am Motorgehäuse wieder. Letzteres ist gleich gross wie die Tonarmbasis und hat eine runde Grundform, welche sich natürlich im grossen Plattenteller wieder findet.

Schliesslich folgten einige weitere muskalische Preziosen: Das bekannte "Ain't No Sunshine" als instrumenale Version u.a. mit einer Hammond Orgel B3 von Thommy Schneider & Friends, die hervorragende Interpretation von Tom Wait's "Temptation" von Diana Krall und mit "Eleven Wives" vom Avishai Cohen Trio, rasanter Modern Jazz in Reinform.

Für die traumhaft gute Vorführung des Plattenspielers "Kinetic VS 1.0" war natürlich auch eine entsprechende High End Anlage von Nöten: Eine grosse Stereoanlage der österreichischen Manufaktur Ayon Audio. Da ich selber Geräte von Ayon besitze, konnte ich dem interessierten Publikum zwischen den einzelnen LP's auch einen kurzen und spannenden Einblick in diese schönen Geräte, deren Philosophien und Konstruktionsprinzipien geben. Im Einsatz waren die Röhren-Vorstufe Ayon Polaris mit externem Röhren-Netzteil, der Röhren-Vollverstärker Ayon Crossifre II (im reinen Endverstärker-Modus betrieben) und die Hochwirkungsgrad-Lautsprecher Ayon Eagle. Verkabelt war die Anlage mit Vovox textura Audio- und Stromleitern - einem Schweizer Produkt. Zusammen mit dem Plattenspieler war dies eine äussert homogene Kombination. Preislich lag die Anlage ohne Plattenspieler bei ca. 70'000.- Schweizer Franken. Der beim Plattenspieler verwendete Tonarm SME 312 sowie der Tonabnehmer Transfiguration Phoenix kommen auf einen Preis von ca. 5'000.- Schweizer Franken. Für den Plattenspieler selbst stand indes noch kein Preis fest.

Gemäss dem Motto "Das Beste zum Schluss" war die am Ende des offiziellen Teils gespielte LP das klangliche Highlight des Abends: Das Finale der Wilhelm Tell Ouvertüre von Gioachino Rossini. Eine Wiederöffentlichung der Originalaufnahme von 1961. Es spielte das Londoner Symphonie Orchester unter rasanter Leitung von Pierino Gamba. Eine schlichtweg atemberaubende Aufnahme! Sie beeindruckte sowohl mit ruhigen Passagen sowie insbesondere auch mit der unglaublichen Dynamik. Der Plattenspieler konnte hier sprichwörtlich zeigen, was in ihm steckt.

Ich wandte mich mit meinem Schlusswort ans Publikum: "Sehr geehrte Gäste, ich bin echt beeindruckt. Ein Plattenspieler ist heutzutage etwas nicht alltägliches. Eine Entwicklung eines solchen Produkts braucht Mut und Überzeugung, zumal eine solche Leidenschaft gerne belächelt und als Spinnerei abgetan wird. Doch das ist genau das, was es braucht: Ein bisschen aus der Reihe tanzen und ein vielleicht sogar ein wenig spinnen. Dann und nur dann können solch hervorragende Produkte entstehen, wie dieser Plattenspieler. Ich kann den beteiligten Entwicklern nur mein grosses Lob aussprechen und ich denke, dass Romeo Volken, Dani Seiler und Peter Hosennen dafür einen kräftigen Applaus verdient haben."

Dani, Romeo, Peter und auch meine Wenigkeit waren hocherfreut und es folgte ein grosser Applaus. Als sozusagen letzter offizieller Akt bedankte sich Dani bei den Gästen und auch bei mir für mein Engagement. Und so gab's gleich noch einmal einen grossen Applaus. Der offzielle Teil war damit zu Ende und der Abend ging weiter mit gemütlichem Fachsimpeln und angeregten Gesprächen. Zur musikalischen Untermalung spielte die Anlage im Hintergrund weiter. Für das leibliche Wohl sorgte das Team von Seiler Mode mit exzellentem Wein, schmackhaftem Bier, Mineral und Salzgebäck. Ich machte mich dann kurz vor Mitternacht glücklich und zufrieden auf den Heimweg.